Viele Unternehmen schreiben sich Nachhaltigkeit auf die Fahne, leben diese aber nicht. Wie nachhaltig ist die KFN aus Sicht von Pro Natura Glarus?
Die KFN ist ein systemimmanentes Unternehmen, bringt jedoch durch den Abbau von Kalk grosse Eingriffe in die Landschaft hervor und stösst beim Brennen von Kalk auch viel CO2 aus. Die KFN hat es also grundsätzlich schwer, einen hohen Grad an Nachhaltigkeit zu erreichen. Wie sie das Thema Nachhaltigkeit lebt, finde ich jedoch äusserst bemerkenswert.
Wie meinen Sie dies genau?
Die KFN hat sich bereits Gedanken zu Nachhaltigkeit gemacht, als andere noch weit davon entfernt waren. Dies zeigt beispielsweise das grosse Engagement in der Forschung zur Verringerung des CO2-Ausstosses, die Favorisierung der Eisenbahn für den Güterverkehr und die Offenheit gegenüber neuen Ideen im Natur- und Landschaftsschutz.
Wie wird konkret mit Ideen von Umweltschutzverbänden umgegangen?
Ich war bereits zum zweiten Mal bei einem Begleitprozess für eine Erweiterung des Steinbruchs dabei. Dabei konnten wir sehr konstruktiv arbeiten. Wünsche von unserer Seite in Bezug auf detaillierte Untersuchungen wurden beispielsweise immer sehr ernst genommen. Vor allem waren wir auch schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in das Erweiterungsprojekt involviert, sodass wir auch wirklich mitgestalten konnten. Ich wünschte mir, andere Unternehmen wären hier wie die KFN und würden Umweltfragen ebenso berücksichtigen.
Ist dies so aussergewöhnlich?
Leider schon. Viele Unternehmen zeigen uns Projekte erst kurz vor der Auflage und behandeln Umweltanliegen zweitrangig, als würden diese ihnen bloss im Weg stehen. Ganz anders die KFN. Sie versucht schon von Anfang an die verschiedenen Anliegen – auch von der Gemeinde und kantonalen Stellen – aufzunehmen und unter einen Hut zu bringen. Durch diese offene Kommunikationskultur entstand eine Vertrauensbasis, von der alle profitieren.
Die Renaturierung der Flächen, welche in absehbarer Zeit nicht mehr für den Abbau benötigt werden, ist ein wichtiges Anliegen der KFN. Wie begleiten Umweltschutzverbände das Unternehmen dabei?
Es wird auch dafür eine Begleitgruppe geben, in welcher neben den kantonalen Fachstellen auch die Verbände Einsitz haben. Wir haben so die Möglichkeit, das Unternehmen in dieser grossen Aufgabe begleiten zu können.
Haben Sie hierfür bereits konkrete Pläne?
Nein, dies muss noch detailliert geprüft werden. Verschwindet beispielsweise ein Lebensraum durch den Ausbau an einem Ort, kann es sinnvoll sein, im stillgelegten Teil für Ersatz zu sorgen. Auch der Frage, wie man landschaftliche Wunden optisch wieder halbwegs «heilen» kann, werden wir nachgehen. Zudem ist die Begleitung über sehr viele Jahre vorgesehen. Welche Schritte in 30 oder mehr Jahren aus Sicht des Naturschutzes sinnvoll sind, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Wichtig ist und bleibt jedoch der Dialog.
Die KFN setzt sich schon seit einiger Zeit für Umweltanliegen ein. Welche Entwicklung haben Sie dadurch in der Natur rund um die Steinbrüche festgestellt?
Seit Jahren werden auf dem Areal der KFN temporäre Ersatzbiotope für Reptilien und Amphibien installiert, wodurch diese Tiere dringend notwendige Lebensräume erhalten. Für die Wildbienen konnten diverse Fördermassnahmen umgesetzt werden – ein Thema, das bei der KFN auf sehr offene Ohren stiess. Auch der grossen Problematik der invasiven Neophyten versucht man Herr zu werden, was sicher nicht einfach ist. Haben sich diese Pflanzen einmal etabliert, wird man sie fast nicht mehr los.
Welche weiteren Chancen für die Natur sehen Sie durch das Umweltengagement der KFN?
Je nach Art der Renaturierung können verschiedenste Arten profitieren. Der Steinbruch ist mit seinen steilen Hängen und Terrassen ein grosses, warmes und trockenes Biotop mit Halbtrockenrasen und teilweise feuchten Mulden und Senken. Davon können Eidechsen, Schlangen sowie diverse Schmetterlinge und auch andere Insekten profitieren. Attraktiv ist diese Art von Lebensraum aber auch für viele Vogelarten wie den Berglaubsänger, Mauerläufer, Felsenschwalben, den Uhu oder Falkenarten. Aus aktueller Sicht könnte es also sinnvoll sein, nicht einfach wieder alles zu bewalden, sondern dieses spezielle Biotop beizubehalten und damit Arten einen Platz zu bieten, den sie in unserer intensiv genutzten Landschaft sonst nicht mehr finden.