Einige Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) setzen pulvrigen, gelöschten Kalk direkt ein, um ihre Abgase zu reinigen. Man spricht hierbei von Trockenreinigung. Andere KVAs führen eine Nasswäsche durch. In diesem Fall wird das Rauchgas in mehreren Stufen mit Wasser und Natronlauge gewaschen. Durch die hohe Menge an sauren Schadgasen erhält man ein saures Waschwasser. Dieses wird mit Kalkmilch (einer wässrigen Suspension aus gelöschtem Kalk) neutralisiert. Dabei werden die Schadstoffe ausgefällt. Das Abwasser aus der Nasswäsche ist dadurch derart gereinigt, dass es in die Gewässer (Vorfluter) eingeleitet werden darf.
Gereinigtes Rauchgas unterschreitet Grenzwerte
Aus dem Rauchgas werden auf beide Arten – trocken und nass – die gefährlichen sauren Bestandteile abgetrennt. Dazu gehören Chlorwasserstoff (Salzsäure), Fluorwasserstoff (Flusssäure) und Schwefeloxide (ergeben mit Wasser Schwefelsäure). Letztlich muss noch eine Entstickung des Rauchgases durchgeführt werden, die ähnlich abläuft wie bei einer Autoabgasreinigung. Zudem wird das Gas nach dem aktuellsten Stand der Technik entstaubt. Anschliessend kann das so gereinigte Rauchgas wieder in die normale Luft abgegeben werden. Die hierbei gültigen Grenzwerte werden in der Regel sehr deutlich unterschritten.
«Saurer Regen» ist heute Vergangenheit
Die oben erwähnten sauren und ätzenden Schadgase würden ansonsten die Atmosphäre beeinträchtigen, Oberflächen von Bauwerken aus Beton und Metall angreifen und im Endeffekt zur Bodenversauerung führen. Diese Gefahr bestand in den 1980er- und 1990er-Jahren tatsächlich noch. Heute arbeiten die Rauchgasreinigungsanlagen aller Verbrennungen derart effizient, dass kein nennenswertes Versauerungsrisiko mehr besteht. Die festen Schadstoffrückstände der KVAs (einschliesslich Klärschlammverbrennungsanlagen, s. unten) werden in Untertagedeponien abgelagert und können damit keinen Schaden mehr anrichten.
Abwasserreinigung und Klärschlamm
Kommunale Abwasserreinigungsanlagen (ARA) reinigen die Abwässer unserer Haushalte, sodass diese ohne Probleme in die Oberflächengewässer eingeleitet werden können. Bei der Reinigung entsteht Klärschlamm. Heute wird der gesamte Klärschlamm in der Schweiz verbrannt. Dies geschieht in KVAs, in Zementwerken sowie in ausschliesslich dafür vorgesehenen Schlammverbrennungsanlagen.
Überdüngung der Gewässer verhindern
Klärschlamm enthält viel Phosphat, ein sehr wichtiges Düngemittel. Dies ist ein Grund für die niedrigen Grenzwerte für die Ableitung von Wasser: Würde Phosphat im gereinigten Abwasser bleiben, würden unsere Gewässer überdüngt und damit auf Dauer nicht mehr lebensfähig. Eine Gefahr, die man durch entsprechende Reinigungsverfahren (chemisch bzw. biologisch) und die erwähnten strengen Grenzwerte in den Griff bekommen hat.
Phosphat: wichtig für die Landwirtschaft
Es gibt keine Phosphatvorkommen in der Schweiz (auch nicht in Europa). Bisher wird Phosphat also ausschliesslich importiert, dies zum Teil aus geopolitisch instabilen Regionen. Die Landwirtschaft ist auf tausende Tonnen Phosphat jährlich als Dünger angewiesen. Auch für Tierfutter und Lebensmittel werden grosse Mengen Phosphat benötigt. Bis zum Jahr 2004 durfte kommunaler Klärschlamm als Landwirtschaftsdünger eingesetzt werden. Da die möglichen Verunreinigungen vom Bund aber als unkalkulierbares Risiko eingestuft worden waren, wurde dieses Vorgehen verboten.
Phosphor-Rückgewinnung bald Pflicht
Um die Abhängigkeit von Phosphatimporten zu umgehen, ist die Rückgewinnung von Phosphor aus kommunalem Abwasser in der Schweiz ab dem 1. Januar 2026 vorgeschrieben. Hierzu sind verschiedene Rechtswerke, vor allem die Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA), geändert worden. Von jenem Zeitpunkt an muss sich jede ARA für eine Art der Phosphorrückgewinnung entschieden haben, entweder aus der Asche der Klärschlammverbrennung oder direkt aus dem Flüssigschlamm.
Kalk für kommunale Abwasserreinigungsanlagen
Für beide Verfahren gibt es unterschiedliche Varianten, zum Teil sind diese derzeit aber noch in der Entwicklung. In den meisten Fällen wird auch bei der Rückgewinnung von Phosphor aus Flüssigschlamm Kalk benötigt. Als Dünger wird dabei überwiegend Calciumphosphat erzeugt. Netstaler Kalk spielt also auch im Umweltschutz eine bedeutende und vielfältige Rolle. Dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Dr. Dirk Sewing, Leiter Forschung und Entwicklung
Dies sind einige unserer wichtigen Kunden aus den Bereichen Kehrichtverbrennung und Abwasserreinigung: