Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der KFN und Fischer Logistik aus?
Wir pflegen seit einigen Jahren eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die kontinuierlich ausgebaut werden konnte. Dabei haben wir gemeinsam für einige Kunden der KFN intelligente und nachhaltige Logistiklösungen entwickelt und etabliert. Die Vermeidung von Leerfahrten war für diese Lösungen der Treiber.
Inwiefern hat sich Fischer Logistik bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt?
Sehr intensiv. Unser Unternehmen ist nach ISO 14000 zertifiziert und betreibt ein aktives Umweltmanagement. Die technische Erneuerung der Dieselmotoren hat zu einem signifikanten Rückgang von über 90% des CO2-Ausstosses geführt. Ebenso die Kombination mit Rückladungen, die aktive Messung und Verbesserung der Dieselverbrauchszahlen oder die Reifenwahl. Für die Optimierung setzen wir auf Daten aus Onboard-Messsystemen und digitalen Erhebungen. Zudem produzieren wir praktisch keine Abfälle mehr und berücksichtigen den ökologischen Kreislauf unserer Teile. Seit 2008 praktizieren wir den Schienenverkehr im unbegleiteten kombinierten Verkehr – UKV genannt – mit eigenen Silocontainern. Dabei wird der grösste Teil des Transportwegs per Bahn zurückgelegt.
Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf Ihre Partner, beispielsweise die KFN?
Wir gestalten unter anderem Bahnlösungen gemeinsam. Unsere eigenen Silocontainer werden beispielsweise für den Transport von Netstal zur Lonza AG in Visp genutzt. Zudem können wir dank intelligenten Kombinationen und Retourfuhren Leerkilometer vermeiden, was sich nicht zuletzt auch auf den Preis für unsere Dienstleistungen positiv auswirkt.
Züge gelten allgemein als nachhaltiger als LKWs. Wieso macht es aus Ihrer Sicht trotzdem Sinn, dem Zug nicht per se den Vorzug zu geben?
Trotz meiner Position bin ich grosser Fan der Bahn. Bahnlösungen haben unbestritten Vorteile. Insbesondere für regelmässige Transporte auf lange Distanzen. So konnte auch die UKV-Lösung für Visp entwickelt werden. Unsere internen Kalkulationen zeigen aber auch klar auf, dass Schienentransporte erst ab einer einfachen Distanz von 120 Kilometern überhaupt näher geprüft werden können. Die Umlademöglichkeiten – Terminals zwischen dem Vorlauf auf dem LKW, dem Zugstransport mit UKV und dem Nachlauf per LKW – sind weitere entscheidende Faktoren. In Sachen Flexibilität und Kurzfristigkeit sind bei Bahnlösungen jedoch Grenzen gesetzt. Darum bin ich klar der Meinung, dass Schiene und Strasse intensiver zusammenarbeiten müssen. So können wir die jeweiligen Stärken nutzen, damit der Modal-Split effizient und nachhaltig umgesetzt werden kann.
Wieso finden Sie es wichtig, dass sich Unternehmen aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen?
Ich spüre aktuell einen gesellschaftlichen Wandel. Erkenntnisse zum verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen wachsen generell, der zeitliche Druck führt dabei zu disruptiven Veränderungen. Auf diese stellen sich verantwortungsvolle Unternehmen ein und positionieren sich entsprechend.
Wie erleben Sie die KFN dabei?
Wir sehen, dass die KFN grosse Anstrengungen unternimmt, um nachhaltig zu produzieren. Mit ihrem Nachhaltigkeitsbericht gibt die KFN einen aufschlussreichen Überblick über die Massnahmen, welche umgesetzt werden. Dank dem Einsatz von Gas – und der Substituierung von Erdöl – konnten seit 1990 über 50% der CO2-Emmissionen durch den Brennprozess reduziert werden. Der Kalk aus Netstal kommt dank dieser Energie auch in einer hochweissen Pracht daher. Mit dem Standort in Glarus ist die KFN nahe bei den Kunden, was im Vergleich zu ausländischen Produzenten bei vielen Destinationen zu kurzen Transportwegen führt – und dies wiederum schont die Umwelt.
Welche Entwicklung ist beim Thema Nachhaltigkeit bei Fischer Logistik zu erwarten?
Zurzeit fehlen Angebote für Nutzfahrzeuge mit 40 Tonnen, sowohl als Elektro- wie auch als Wasserstoff-Fahrzeuge. Alle bestehenden Lösungen sind für den Verteilverkehr ausgerichtet, nicht aber für schwere Massengüter, wie diese die KFN produziert. Für Wasserstoff-Fahrzeuge ist es zudem entscheidend, wo sich die entsprechenden Tankstellen befinden und wie gut ihr Netz ist. Wussten Sie, dass ein Elektro-LKW rund dreimal so viel kostet wie ein herkömmlicher Diesel? Und darin sind die Infrastrukturkosten noch nicht eingerechnet. Wir begleiten die Entwicklungen rund um das Thema aktiv und arbeiten konkrete Angebote aus, die wir unseren Kunden unterbreiten. Aber schliesslich bestimmen immer noch die Kundenbedürfnisse den Einsatz von alternativen Antriebssystemen. In wenigen Jahren erwarten wir deutliche Veränderungen durch neue Technologien, dies wird jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Darum setzen wir weiterhin auf unser Angebot der Kombination von Schiene und Strasse und bauen diesen Sektor aus.